ERP-Systeme sind das Rückgrat moderner Unternehmen – und damit ein attraktives Ziel für Cyberkriminelle.
2025 häufen sich gezielte Angriffe auf Unternehmenssoftware wie Odoo, SAP Business One oder Microsoft Dynamics.
Besonders der Mittelstand ist gefährdet, weil er zwar digitalisiert, aber oft nicht ausreichend geschützt ist.
Dieser Beitrag zeigt, wie moderne Angriffe funktionieren und welche Maßnahmen jetzt Pflicht sind.
1) Aktuelle Bedrohungslage 2025
Die Zahl der Cyberangriffe auf deutsche Unternehmen ist laut BSI-Lagebericht 2025 um über 40 % gestiegen.
Besonders im Visier: mittelständische Betriebe mit vernetzten ERP-Systemen.
Ziel ist der Zugriff auf sensible Daten – etwa Kunden-, Finanz- oder Fertigungsinformationen.
- 💣 Ransomware-as-a-Service – Angriffe werden als Dienstleistung vermarktet
- 🧠 KI-Phishing & Social Engineering – realistisch wirkende Fake-Rechnungen oder Update-Mails
- ⚙️ Supply-Chain-Hacks – Angriff über Partner, Module oder Schnittstellen
- 📦 Cloud-Zugriffe – unsichere APIs, veraltete SSL/TLS-Konfigurationen
Besonders kritisch: ERP-Systeme enthalten komplette Prozessketten – wer sie angreift, kontrolliert Einkauf, Lager, Buchhaltung und Produktion.
2) Warum ERP-Systeme zum Hauptziel werden
Früher zielten Angreifer vor allem auf Endgeräte. Heute stehen integrierte Unternehmensplattformen im Fokus, weil sie:
- ✅ zentralisierte Datenbanken besitzen (hoher Informationswert),
- ✅ permanent online sind (z. B. Odoo SH oder Cloud-Hosting),
- ✅ oft mit Drittanwendungen verbunden sind (DATEV, EDI, eInvoicing, Payment),
- ✅ und komplexe Rechte- und API-Strukturen haben (Angriffsfläche groß).
Ein erfolgreicher Angriff kann nicht nur Datenverlust bedeuten, sondern auch Manipulation von Geschäftsdaten – etwa falsche Buchungen, Bestände oder Zahlungen.
3) Häufige Angriffsarten auf ERP-Systeme
1. Credential Stuffing & Phishing
Gestohlene Zugangsdaten aus Datenlecks werden automatisiert gegen ERP-Logins getestet. KI-generierte E-Mails erhöhen die Erfolgsquote enorm.
2. Rechteeskalation & interne Bedrohung
Fehlkonfigurierte Benutzerrechte oder veraltete Admin-Konten ermöglichen unbemerkte Zugriffe auf sensible Module.
3. Modul- & API-Manipulation
Unsichere Drittanbieter-Module, z. B. für Versand oder Buchhaltung, öffnen Einfallstore in produktive Datenbanken.
4. Ransomware & Datenerpressung
Angreifer verschlüsseln ERP-Server oder drohen mit Veröffentlichung sensibler Kundendaten (sog. Double Extortion).
4) ERP-Schutz am Beispiel Odoo
Als Open-Source-System ist Odoo besonders flexibel – aber auch abhängig von der richtigen Konfiguration.
Die folgenden Schutzmechanismen sind essenziell:
- 🔐 Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA): Für alle Benutzer mit Backend-Zugriff aktivieren.
- ⚙️ Rollen- und Rechtekonzept: Strikte Trennung von Buchhaltung, Einkauf, Verkauf etc.
- 🧱 Systemhärtung & Reverse Proxy: HTTPS erzwingen, Firewall & Fail2Ban aktiv.
- 📦 Regelmäßige Updates & Modulprüfung: Nur geprüfte Add-ons, Update-Plan etablieren.
- ☁️ Hosting in EU-Rechenzentren: DSGVO-konforme Cloud-Umgebung (z. B. Odoo SH oder ISO-27001-zertifizierte Partner).
- 🧩 Audit-Module & Logfile-Analyse: Aktivitätenüberwachung und Alarmierung bei verdächtigem Verhalten.
Odoo bietet ab Version 18 zudem integrierte Audit-Logs und OAuth-Authentifizierung, was den Schutz nochmals verbessert.
5) Sofortmaßnahmen für Unternehmen
Wer sein ERP-System heute noch ohne klare Sicherheitsstrategie betreibt, riskiert Betriebsunterbrechung und Compliance-Verstöße.
Diese fünf Schritte können sofort umgesetzt werden:
- Passwort-Reset & 2FA-Rollout für alle Benutzer.
- Systemhärtung durch Firewall, SSL und IP-Whitelisting.
- Modulprüfung: Alle Add-ons auf Sicherheits- und Herkunftsprüfung kontrollieren.
- Backup-Strategie: Tägliche Sicherung, verschlüsselt, extern gespeichert.
- Security-Monitoring: Warnsystem bei verdächtigen Logins oder API-Zugriffen.
Tipp: Viele Odoo-Partner (z. B. Ecodoo) bieten kombinierte Security Audits + Patch-Management an – ideal für kleine IT-Teams.
6) Praxis: Wie Mittelständler Security nachhaltig umsetzen
- 🏗️ Security by Design: Schon bei der ERP-Einführung Sicherheitsrollen definieren.
- 📅 Security Lifecycle: Patchen, Auditen, Protokollieren, Schulen.
- 👩💻 Awareness-Schulungen: Mitarbeiter sensibilisieren für Social Engineering.
- 🔄 Incident Response Plan: Abläufe im Ernstfall schriftlich fixieren.
- 📊 Externe Penetrationstests: Mindestens jährlich, inkl. API- und Modulprüfung.
Unternehmen, die ihre ERP-Sicherheit strukturiert managen, steigern nicht nur ihre Cyber-Resilienz,
sondern auch ihre Vertrauenswürdigkeit gegenüber Kunden und Partnern.
Fazit: Cyber-Resilienz als Wettbewerbsfaktor
ERP-Sicherheit ist 2025 kein optionales IT-Thema mehr – sie ist strategisch.
Wer seine Systeme schützt, verhindert Produktionsausfälle, Datenverluste und Reputationsschäden.
Moderne ERP-Plattformen wie Odoo bieten dafür die technischen Werkzeuge –
entscheidend ist jedoch, dass sie aktiv genutzt und regelmäßig gepflegt werden.
Der Mittelstand hat jetzt die Chance, von „digital verwundbar“ zu digital souverän zu werden –
durch klare Prozesse, sichere Systeme und geschulte Mitarbeiter.
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