In der Welt der Informationssicherheit ist ein ‚Brute Force‘ Angriff eine der ältesten und zugleich einfachsten Methoden, um unautorisierten Zugriff auf geschützte Systeme oder Daten zu erlangen. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff? Ein Brute Force Angriff ist im Wesentlichen ein automatisierter Prozess, bei dem ein Angreifer systematisch alle möglichen Kombinationen von Passwörtern oder Schlüsseln ausprobiert, um Zugang zu einem System zu erhalten. In diesem Artikel werden wir uns eingehend mit der Funktionsweise von Brute Force Angriffen beschäftigen, die Risiken, die sie darstellen, und wie Organisationen sich effektiv dagegen verteidigen können.

 

Was ist ein Brute Force Angriff?

Ein Brute-Force-Angriff ist eine Methode des Hackings, bei der durch systematisches Durchprobieren aller möglichen Kombinationen von Passwörtern oder PIN-Codes versucht wird, Zugang zu einem Account, System oder einer verschlüsselten Datei zu erlangen. Dies geschieht oft mit Hilfe von automatischen Tools, die eine enorme Anzahl an Login-Versuchen in kurzer Zeit durchführen können. Hybride Angriffe in Verbindung mit Phishing oder Reverse-Brute-Force Attacken sind Varianten bzw. Ausprägungen solcher Angriffe.

Der Brute Force Angriff zählt zu den sehr häufigen Cyberattacken. Es wird ein Bot-Softwareprogramm verwendet, um verschiedene Kombinationen von Benutzernamen und Kennwörtern auszuprobieren und so in Ihr System einzudringen. Es kann schwierig sein, diesen Angriff zu erkennen, da die Hacker versuchen, sich von verschiedenen IP-Adressen aus anzumelden, die wie legitime Anmeldungen aussehen können. In der Regel wird dies über ein VPN realisiert.

Diese Art von Angriff ist eine beliebte Cyberattacke, da sie einfach ist und von fast jedem durchgeführt werden kann. Software für solche Angriffe ist z.B. im Darknet verfügbar. Grundlegend lässt sich diese Art von Angriffen bekämpfen, indem Sie sicherstellen, dass Ihre Benutzer sichere, komplexe Passwörter verwenden und diese regelmäßig ändern.

 

Bekannte erfolgreiche Angriffe

Der Mirai-Botnet-Angriff war ein bekannt gewordener Cyberangriff, welcher im Jahr 2016 stattfand. Dabei kam das Mirai-Botnetzwerk zum Einsatz, das aus einer Vielzahl von gehackten Internet-of-Things (IoT)-Geräten bestand. Die Angreifer waren in der Lage, diese Geräte zu kontrollieren und zu nutzen, um massive DDoS-Angriffe auf bestimmte Ziele durchzuführen. Zu den Opfern des Mirai-Botnetzwerks gehörten unter anderem Dyn, ein Unternehmen, das Domain Name System (DNS)-Dienste anbietet, sowie mehrere Gaming-Unternehmen. Der Angriff führte zu einer massiven Störung des Internets in den USA und in Europa. Der Mirai-Botnetzwerk-Angriff zeigte die möglichen Risiken, die mit der unsicheren Nutzung von IoT-Geräten verbunden sind. Es war auch einer der ersten bekannten Angriffe, bei dem IoT-Geräte als Teil eines Botnetzes verwendet wurden. Seither wurden zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um die Sicherheit von IoT-Geräten zu verbessern.

Auch der Yahoo-Hack von 2013 war ein Beispiel für eine massive Verletzung der Privatsphäre und der Datensicherheit von Nutzern. Über 3 Milliarden Konten wurden betroffen, einschließlich Namen, Geburtsdaten, E-Mail-Adressen, Telefonnummern und verschlüsselten Passwörtern. Die Hacker konnten auch unverschlüsselte Sicherheitsfragen und -antworten stehlen, die es ihnen möglicherweise ermöglichten, auf andere Konten zuzugreifen, die dieselben Informationen verwendeten. Der Hack wurde erst 2016 entdeckt und öffentlich bekannt gemacht, was zu einer Verzögerung bei der Benachrichtigung von Nutzern und der Einführung von Sicherheitsmaßnahmen führte. Dieser Hack gilt als einer der größten und schwerwiegendsten in der Geschichte des Internets.

Ähnlich war der LinkedIn-Hack von 2012, bei dem ca. 167 Millionen Nutzerdaten gestohlen wurden. Auch hier wurde eine Datenbank mit Passwörtern durch unsichere Verschlüsselungstechniken geschützt, was es den Angreifern erleichterte, die Daten auszulesen. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass LinkedIn seit Jahren keine sicheren Verschlüsselungsverfahren für Passwörter verwendete und diese auch nicht regelmäßig änderte. Dies führte dazu, dass viele Nutzerkonten anschließend von Dritten missbraucht wurden. LinkedIn musste sich anschließend dafür entschuldigen und hohe Strafen wegen Verletzung des Datenschutzes zahlen.

Die beiden letztgenannten Angriffe sind vor allem deswegen erwähnenswert, weil Nutzer ihre Passwörter oft mehrfach bei unterschiedlichen Plattformen verwenden. Wenn also Ihr Yahoo- oder Linkedin-Passwort in einer der genannten Attacken gestohlen wurde und sie es bei anderen Diensten auch benutzen würden, so wäre der Zugang zu diesen Diensten leicht zu hacken.

 

Wie kann man sich gegen Brute-Force-Angriffe schützen?

Folgende Ansätze werden i.d.R. als besonders erfolgversprechend beim Kampf gegen Brute Force Angriffe gesehen:

  • Intrusion Detection Systeme: Diese analysieren Bot-Traffic in a einem effizienten Verfahren.
  • Anti-Bot Sicherheitstechnologie: Akamai bietet eine besondere Bot-Sicherheitstechnologie, die täglich aus 11,5 Milliarden Bot-Anfragen und 280 Millionen Bot-Anmeldungen weiterentwickelt wird.
  • Captchas: Die Nutzung von Captchas kann dazu beitragen, einfache Brute Force Angriffe abzuwehren. Bessere Attacken können jedoch auch Captchas lösen.
  • Beschränkte Login-Versuche: Limitierte Login-Versuche schützen IT-Systeme wirkungsvoll vor Brute Force Attacken.

Starkes Passwort Management als weitere Technik zur Abwehr von Brute Force Angriffen

Starkes Passwort-Management ist eine wichtige Technik zur Abwehr eines Brute Force Angriffs weil es sicherstellt, dass das Passwort stark genug ist, um nicht leicht erraten oder geknackt zu werden. Ein starkes Passwort sollte aus einer Kombination von Groß- und Kleinbuchstaben, Zahlen und Sonderzeichen bestehen, mindestens 8-12 Zeichen lang sein und regelmäßig geändert werden. Ein Passwort-Manager kann dabei helfen, starke Passwörter zu erstellen und zu verwalten, um sicherzustellen, dass jedes Online-Konto ein einzigartiges und sicheres Passwort hat. Dies reduziert das Risiko eines erfolgreichen Brute Force-Angriffs erheblich.

Schutz vor Brute-Force-Angriffen durch Zwei-Faktor-Authentifizierung

Auch Zwei-Faktor-Authentifizierung hilft gegen Brute Force Angriffe, indem  sie eine zusätzliche Sicherheitsschicht bietet. Bei einer Zwei-Faktor-Authentifizierung müssen Benutzer nicht nur ihr Passwort eingeben, sondern auch eine zweite, von einem anderen Gerät generierte Code, um ihre Identität zu bestätigen. Dies erhöht die Sicherheit, da Angreifer beide Faktoren stehlen müssten, um sich anmelden zu können. Selbst wenn sie das Passwort des Benutzers kennen, würden sie ohne den zweiten Faktor nicht in der Lage sein, auf das Konto zuzugreifen.

Brute-Force-Angriff vermeiden durch IP Whitelisting

IP-Whitelisting ist eine Technik gegen Brute Force Attacken, da sie nur autorisierten IP-Adressen den Zugang zu einem Netzwerk oder einer Website gewährt. Durch das Ausfiltern aller anderen IP-Adressen, werden automatisierte Angriffe von Botnets und Hacking-Tools blockiert. IP-Whitelisting kann auch helfen, den Datenschutz und die Sicherheit zu erhöhen, indem es verhindert, dass unbefugte Personen oder Unternehmen auf geschützte Unternehmensressourcen zugreifen können. Es bietet auch Schutz vor SPAM und anderen unerwünschten Inhalten, indem es nur bekannten, zuverlässigen Absendern den Zugang erlaubt. Insgesamt ist IP-Whitelisting eine leistungsfähige Sicherheitsmethode, die Unternehmen und Organisationen dabei helfen kann, ihre IT-Systeme vor Angriffen zu schützen.

Schutz vor einer Brute-Force-Attacke durch Rate-Limiting

Rate-Limiting wird ebenfalls erfolgreich gegen Brute Force Attacken genutzt, indem man die Anzahl der erlaubten Anfragen innerhalb eines bestimmten Zeitraums begrenzt. Unterstützen kann hier auch KI die Cybersecurity verbessern. Dadurch wird es für einen Angreifer schwieriger, eine große Anzahl von Anmeldeversuchen auszuführen, da er immer eine bestimmte Zeit warten muss, bevor er weitere Anfragen senden kann. Rate-Limiting kann auch kombiniert werden mit anderen Sicherheitsmaßnahmen wie der Überwachung von Anmeldungen oder der Verwendung starker Passwörter, um die Sicherheit in einem System zu erhöhen.

 

Einfluss von künstlicher Intelligenz und Machine Learning auf Brute Force Angriffe

Künstliche Intelligenz und Machine Learning haben zunehmend Einfluss auf Brute Force Angriffe, weil sie es Angreifern ermöglichen, ihre Angriffsmethoden und -techniken in Echtzeit zu optimieren und anzupassen. Durch den Einsatz von Machine-Learning-Algorithmen können sie beispielsweise schnell auf Änderungen in den Verteidigungssystemen reagieren oder neue Schwachstellen in der Zielsystem-Infrastruktur identifizieren. Auf diese Weise können Angreifer effektiver und schneller vorgehen und möglicherweise sogar traditionelle Sicherheitsmaßnahmen umgehen. Der Einsatz von künstlicher Intelligenz und Machine Learning hat jedoch auch positive Auswirkungen auf die Verteidigung gegen Brute Force Angriffe, da sie es ermöglichen, Anomalien besser zu identifizieren und verdächtige Aktivitäten zu erkennen, während oder bevor ein Angriff erfolgt.

 

Fazit

Ein Brute-Force-Angriff ist eine sehr häufige genutzte Methode von Hackern, um in IT-Systeme einzudringen. Das Hauptziel dieser Angriffe ist es, Logins für IT-Systeme zu erlangen, um Zugang zu sensiblen Informationen zu bekommen. Neben diesen Attacken gibt es weitere Formen von Angriffen. Lesen Sie auch unseren Beitrag: DDoS Angriffe abwehren.

En Brute-Force-Angriff ist schwierig zu stoppen. Dies liegt daran, dass der Angreifer i.d.R. einen Computer mit einer extrem hohen Rechenleistung nutzt, sowie genügend Zeit und Geduld, um alle möglichen Kombinationen von Benutzernamen und Passwörtern durchzugehen. Echte Brute Force Attacken sind daher auch nicht selten staatlich gesponserte Angriffe oder Attacken, die von Konkurrenten beauftragt werden.

Durch die Umsetzung der hier genannten Maßnahmen können Organisationen ihre Systeme besser vor Brute-Force-Angriffen schützen und die Sicherheit ihrer Daten und Benutzerkonten gewährleisten. Es ist wichtig, diese Schutzmaßnahmen kontinuierlich zu überwachen und anzupassen, um auf neue Bedrohungen und Angriffstechniken reagieren zu können.

Jens

Jens

Dr. Jens Bölscher ist studierter Betriebswirt mit Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik. Er promovierte im Jahr 2000 zum Thema Electronic Commerce in der Versicherungswirtschaft und hat zahlreiche Bücher und Fachbeiträge veröffentlicht. Er war langjährig in verschiedenen Positionen tätig, zuletzt 14 Jahre als Geschäftsführer. Seine besonderen Interessen sind Innovationen im IT Bereich.