In der Welt der Cyberkriminalität gehören Brute-Force-Angriffe zu den ältesten, aber auch effektivsten Methoden, um unbefugten Zugriff auf Konten und Systeme zu erlangen. Diese Art von Angriff ist besonders gefährlich, weil sie relativ einfach durchzuführen ist und bei Erfolg erheblichen Schaden anrichten kann. In diesem Artikel erklären wir, was ein Brute-Force-Angriff ist, wie er funktioniert und wie Sie sich davor schützen können.

Was ist ein Brute-Force-Angriff?

Ein Brute-Force-Angriff ist eine Methode, bei der ein Angreifer systematisch alle möglichen Kombinationen von Benutzername und Passwort ausprobiert, bis er die richtige Kombination findet. Der Name „Brute-Force“ (zu Deutsch „brachiale Gewalt“) beschreibt treffend die Vorgehensweise, da der Angreifer durch schiere Rechenleistung und Ausdauer versucht, Zugang zu einem Konto oder System zu erhalten. Diese Methode ist einfach, aber kann sehr effektiv sein, insbesondere wenn schwache Passwörter verwendet werden.

Bekannte erfolgreiche Angriffe

Der Mirai-Botnet-Angriff war ein bekannt gewordener Cyberangriff, welcher im Jahr 2016 stattfand. Dabei kam das Mirai-Botnetzwerk zum Einsatz, das aus einer Vielzahl von gehackten Internet-of-Things (IoT)-Geräten bestand. Die Angreifer waren in der Lage, diese Geräte zu kontrollieren und zu nutzen, um massive DDoS-Angriffe auf bestimmte Ziele durchzuführen. Zu den Opfern des Mirai-Botnetzwerks gehörten unter anderem Dyn, ein Unternehmen, das Domain Name System (DNS)-Dienste anbietet, sowie mehrere Gaming-Unternehmen. Der Angriff führte zu einer massiven Störung des Internets in den USA und in Europa. Der Mirai-Botnetzwerk-Angriff zeigte die möglichen Risiken, die mit der unsicheren Nutzung von IoT-Geräten verbunden sind. Es war auch einer der ersten bekannten Angriffe, bei dem IoT-Geräte als Teil eines Botnetzes verwendet wurden. Seither wurden zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um die Sicherheit von IoT-Geräten zu verbessern.

Auch der Yahoo-Hack von 2013 war ein Beispiel für eine massive Verletzung der Privatsphäre und der Datensicherheit von Nutzern. Über 3 Milliarden Konten wurden betroffen, einschließlich Namen, Geburtsdaten, E-Mail-Adressen, Telefonnummern und verschlüsselten Passwörtern. Die Hacker konnten auch unverschlüsselte Sicherheitsfragen und -antworten stehlen, die es ihnen möglicherweise ermöglichten, auf andere Konten zuzugreifen, die dieselben Informationen verwendeten. Der Hack wurde erst 2016 entdeckt und öffentlich bekannt gemacht, was zu einer Verzögerung bei der Benachrichtigung von Nutzern und der Einführung von Sicherheitsmaßnahmen führte. Dieser Hack gilt als einer der größten und schwerwiegendsten in der Geschichte des Internets.

Ähnlich war der LinkedIn-Hack von 2012, bei dem ca. 167 Millionen Nutzerdaten gestohlen wurden. Auch hier wurde eine Datenbank mit Passwörtern durch unsichere Verschlüsselungstechniken geschützt, was es den Angreifern erleichterte, die Daten auszulesen. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass LinkedIn seit Jahren keine sicheren Verschlüsselungsverfahren für Passwörter verwendete und diese auch nicht regelmäßig änderte. Dies führte dazu, dass viele Nutzerkonten anschließend von Dritten missbraucht wurden. LinkedIn musste sich anschließend dafür entschuldigen und hohe Strafen wegen Verletzung des Datenschutzes zahlen.

Die beiden letztgenannten Angriffe sind vor allem deswegen erwähnenswert, weil Nutzer ihre Passwörter oft mehrfach bei unterschiedlichen Plattformen verwenden. Wenn also Ihr Yahoo- oder Linkedin-Passwort in einer der genannten Attacken gestohlen wurde und sie es bei anderen Diensten auch benutzen würden, so wäre der Zugang zu diesen Diensten leicht zu hacken.

Wie funktioniert ein Brute-Force-Angriff?

1. Wörterbuchangriff

1. Ein Wörterbuchangriff ist eine spezielle Form des Brute-Force-Angriffs, bei dem der Angreifer eine vorgefertigte Liste von häufig verwendeten Passwörtern (ein „Wörterbuch“) verwendet, um die richtige Kombination zu erraten. Diese Methode ist besonders effektiv gegen Benutzer, die einfache und gängige Passwörter wie „123456“ oder „Passwort“ verwenden.

2. Reverse-Brute-Force-Angriff

2. Beim Reverse-Brute-Force-Angriff dreht der Angreifer die übliche Vorgehensweise um: Anstatt einen bestimmten Benutzernamen mit verschiedenen Passwörtern zu attackieren, verwendet er ein bestimmtes Passwort und versucht, es mit verschiedenen Benutzernamen zu kombinieren. Diese Methode ist besonders dann gefährlich, wenn ein Passwort mehrfach verwendet wurde.

3. Credential-Stuffing

3. Credential-Stuffing nutzt gestohlene Zugangsdaten, die aus früheren Datenlecks stammen. Der Angreifer verwendet diese Daten, um sich in andere Konten einzuloggen, in der Hoffnung, dass Benutzer dieselben Zugangsdaten auf mehreren Plattformen verwenden. Diese Technik ist sehr effektiv, da viele Menschen dazu neigen, Passwörter mehrfach zu verwenden.

Warum sind Brute-Force-Angriffe so gefährlich?

Brute-Force-Angriffe sind deshalb so gefährlich, weil sie vergleichsweise leicht durchzuführen sind und bei Erfolg erhebliche Schäden anrichten können. Ein erfolgreicher Angriff kann zu einem vollständigen Kontrollverlust über ein Konto führen, was finanzielle Verluste, Datenverlust oder den Missbrauch der gestohlenen Identität zur Folge haben kann. Da viele Menschen schwache Passwörter verwenden oder dieselben Passwörter auf mehreren Plattformen nutzen, haben Angreifer oft leichtes Spiel.

Wie kann man sich vor Brute-Force-Angriffen schützen?

1. Verwendung starker, komplexer Passwörter

1. Der erste und wichtigste Schritt, um sich vor Brute-Force-Angriffen zu schützen, ist die Verwendung starker, komplexer Passwörter. Ein sicheres Passwort sollte mindestens 12 Zeichen lang sein und eine Mischung aus Groß- und Kleinbuchstaben, Zahlen und Sonderzeichen enthalten. Vermeiden Sie einfache und häufig verwendete Passwörter sowie persönliche Informationen wie Geburtsdaten oder Namen.

2. Einsatz von Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA)

2. Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) fügt eine zusätzliche Sicherheitsebene hinzu, indem sie neben dem Passwort eine weitere Form der Verifizierung erfordert, wie einen SMS-Code oder einen Fingerabdruck. Selbst wenn ein Angreifer das Passwort errät, wird es für ihn extrem schwierig, die MFA-Hürde zu überwinden.

3. Begrenzung der Anmeldeversuche

3. Die Begrenzung der Anzahl von Anmeldeversuchen ist eine effektive Methode, um Brute-Force-Angriffe zu verhindern. Wenn nach einer bestimmten Anzahl von fehlgeschlagenen Anmeldeversuchen das Konto gesperrt oder die IP-Adresse blockiert wird, erschwert dies den Angreifern das Durchprobieren von Passwortkombinationen erheblich.

4. Einsatz von Captchas

4. Captchas sind kleine Tests, die sicherstellen, dass es sich bei dem Anmeldeversuch um einen Menschen und nicht um ein automatisiertes Skript handelt. Durch den Einsatz von Captchas können automatisierte Brute-Force-Angriffe effektiv verhindert werden, da die Angreifer nicht in der Lage sind, diese Tests in großer Zahl zu bestehen.

5. Sicherheitsüberprüfungen und Audits

5. Regelmäßige Sicherheitsüberprüfungen und Audits sind unerlässlich, um potenzielle Schwachstellen in Ihren Systemen zu identifizieren. Durch das regelmäßige Testen und Überprüfen Ihrer Sicherheitsmaßnahmen können Sie sicherstellen, dass Ihre Systeme gegen Brute-Force-Angriffe und andere Bedrohungen gut geschützt sind.

6. Brute-Force-Angriff vermeiden durch IP Whitelisting

IP-Whitelisting ist eine Technik gegen Brute Force Attacken, da sie nur autorisierten IP-Adressen den Zugang zu einem Netzwerk oder einer Website gewährt. Durch das Ausfiltern aller anderen IP-Adressen, werden automatisierte Angriffe von Botnets und Hacking-Tools blockiert. IP-Whitelisting kann auch helfen, den Datenschutz und die Sicherheit zu erhöhen, indem es verhindert, dass unbefugte Personen oder Unternehmen auf geschützte Unternehmensressourcen zugreifen können. Es bietet auch Schutz vor SPAM und anderen unerwünschten Inhalten, indem es nur bekannten, zuverlässigen Absendern den Zugang erlaubt. Insgesamt ist IP-Whitelisting eine leistungsfähige Sicherheitsmethode, die Unternehmen und Organisationen dabei helfen kann, ihre IT-Systeme vor Angriffen zu schützen.

7. Schutz vor einer Brute-Force-Attacke durch Rate-Limiting

Rate-Limiting wird ebenfalls erfolgreich gegen Brute Force Attacken genutzt, indem man die Anzahl der erlaubten Anfragen innerhalb eines bestimmten Zeitraums begrenzt. Unterstützen kann hier auch KI die Cybersecurity verbessern. Dadurch wird es für einen Angreifer schwieriger, eine große Anzahl von Anmeldeversuchen auszuführen, da er immer eine bestimmte Zeit warten muss, bevor er weitere Anfragen senden kann. Rate-Limiting kann auch kombiniert werden mit anderen Sicherheitsmaßnahmen wie der Überwachung von Anmeldungen oder der Verwendung starker Passwörter, um die Sicherheit in einem System zu erhöhen.

Was tun, wenn man Opfer eines Brute-Force-Angriffs wurde?

Wenn Sie glauben, Opfer eines Brute-Force-Angriffs geworden zu sein, sollten Sie umgehend handeln:

  • Ändern Sie sofort das betroffene Passwort sowie alle anderen Passwörter, die ähnlich oder gleich waren.
  • Aktivieren Sie die Multi-Faktor-Authentifizierung für alle wichtigen Konten, wenn Sie dies noch nicht getan haben.
  • Überprüfen Sie die Kontohistorie auf verdächtige Aktivitäten und melden Sie diese dem jeweiligen Dienstanbieter.
  • Führen Sie eine umfassende Sicherheitsüberprüfung Ihres Systems durch, um sicherzustellen, dass keine weiteren Schwachstellen ausgenutzt wurden.

Fazit

Brute-Force-Angriffe sind eine ernsthafte Bedrohung, die jeder Internetnutzer ernst nehmen sollte. Durch die Implementierung starker Passwörter, den Einsatz von Multi-Faktor-Authentifizierung und die Begrenzung von Anmeldeversuchen können Sie das Risiko erheblich reduzieren. Es ist wichtig, wachsam zu bleiben und regelmäßig Ihre Sicherheitsmaßnahmen zu überprüfen, um sich vor diesen und anderen Arten von Cyberangriffen zu schützen.

FAQs

1. Was ist der Unterschied zwischen einem Brute-Force-Angriff und einem Wörterbuchangriff?

Ein Brute-Force-Angriff testet alle möglichen Passwortkombinationen, während ein Wörterbuchangriff eine vorgefertigte Liste häufig verwendeter Passwörter durchprobiert.

2. Warum sind einfache Passwörter so gefährlich?

Einfache Passwörter sind leicht zu erraten und können durch Brute-Force- oder Wörterbuchangriffe schnell geknackt werden, was es Angreifern erleichtert, Zugriff auf Konten zu erhalten.

3. Wie hilft die Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) bei der Abwehr von Brute-Force-Angriffen?

MFA fügt eine zusätzliche Verifizierungsebene hinzu, sodass ein Angreifer trotz Erraten des Passworts das Konto nicht ohne den zweiten Verifizierungsschritt (z.B. einen SMS-Code) betreten kann.

4. Was sollte ich tun, wenn mein Konto nach einem Brute-Force-Angriff gesperrt wurde?

Kontaktieren Sie den Dienstanbieter, um das Konto entsperren zu lassen, und ändern Sie sofort das Passwort. Aktivieren Sie MFA und überprüfen Sie das Konto auf verdächtige Aktivitäten.

5. Kann ein Brute-Force-Angriff automatisiert werden?

Ja, Brute-Force-Angriffe werden in der Regel automatisiert durchgeführt, indem Programme verwendet werden, die in kurzer Zeit eine große Anzahl von Passwortkombinationen durchprobieren.

Jens

Jens

Dr. Jens Bölscher ist studierter Betriebswirt mit Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik. Er promovierte im Jahr 2000 zum Thema Electronic Commerce in der Versicherungswirtschaft und hat zahlreiche Bücher und Fachbeiträge veröffentlicht. Er war langjährig in verschiedenen Positionen tätig, zuletzt 14 Jahre als Geschäftsführer. Seine besonderen Interessen sind Innovationen im IT Bereich.